Lernen zum eigenen Vorteil

Warum sollte man als Entwickler eigentlich kontinuierlich lernen – und dann auch noch Clean Code Development?

Und warum sollte eine Organisation daran interessiert sein, dass ihre Entwickler kontinuierlich lernen – und dann auch noch Clean Code Development?

Wir denken, dass ist eine simple Frage der Ökonomie.

Jede Organisation, deren Zweck es ist, Software herzustellen, muss daran interessiert sein, diese Leistung attraktiv zu erbringen. Attraktiv bedeutet, dass man sie einer anderen Organisation vorzieht. Das ist der Fall, wenn die Software stets „mit der Zeit geht“. Das bedeutet erstens, sie nutzt äußerlich und für den Kunden sichtbar technologische Optionen, um nicht funktionale Anforderungen zu erfüllen. Das reicht von GUI über Persistenz und Cloud bis Mobile. Zweitens bedeutet das, sie ist in einem Zustand, dass solche Neuerungen überhaupt ohne wachsenden Aufwand angebracht werden können. Und drittens bedeutet es, dass die Entwickler in einem „geistigen Zustand sind“, der sie Anderes und Neues, gar Innovatives denken lässt.

Wie soll solche Attraktivität aber entstehen und erhalten werden, wenn nicht beständig die wechselnden technologischen Optionen gesichtet und „draufgeschafft“ werden? Wie soll Neues effizient eingearbeitet werden, wenn der Code nicht Clean ist? Woher soll der „geistige Zustand“ herkommen, wenn Entwickler sich nicht in einer Lern- und Experimentalkultur bewegen?

Sicher, irgendwie geht es auch ohne. Es geht genauso ohne, wie man von 20 bis 65 leben und arbeiten kann, ohne auf seine Ernährung zu achten, nichts für die Fitness zu tun und zu rauchen und zu trinken. Das geht – nur ob man dann etwas von der Rente hat, ist fraglich.

Jeder Entwickler muss andererseits auch daran interessiert sein, dass erstens er und zweitens seine Organisation attraktiv bleibt.

Eine im obigen Sinne attraktive Organisation bietet dem Entwickler nämlich die Möglichkeit, coole Sachen mit Software zu tun. Kein Entwickler möchte 30 Jahre am selben Java-Code rumschrauben – oder höchstens, wenn er sich innerlich aufgegeben hat. Das ist schlicht langweilig. Also suchen Entwickler ein Umfeld, in dem sie die Chance haben, immer wieder Neues anzubringen. Dafür ist Clean Code Development essenziell.

Für den Fall jedoch, dass eine Organisation ihre Attraktivität verliert, muss jeder Entwickler daran interessiert sein, selbst attraktiv für andere Organisationen zu sein. Das bleibt er aber nur, wenn er sich nicht auf seinem Ausbildungswissen ausruht. 3 Jahre Ausbildung + 8 Jahre Erfahrung sammeln in 1 Domäne an 1 Produkt ist nett… aber macht nicht wirklich attraktiv.

Attraktivität entsteht und wird erhalten, wenn ein Entwickler zeigt, dass er versteht, wie er Schritt hält mit der Entwicklung seines Metiers. Und darüber hinaus muss er demonstrieren, dass er Code produziert, der ebenfalls Schritt halten kann. Das ist Clean Code.

So ist kontinuierliches Lernen aus unserer Sicht die Voraussetzung für nachhaltige Attraktivität sowohl von Organisationen wie Entwicklern. Alles andere ist Arbeit auf Kosten von Puffern, seien das Wissenspuffer oder Motivationspuffer. Das kann man eine Zeit lang tun, so wie man auch mal einige Tage ohne Nahrung auskommen kann – doch letztlich ist das kein gesundes Leben/Arbeiten.

Deshalb empfehlen wir: jede Woche ein bisschen Lernen. Dran bleiben, in einem Rhythmus kommen. Mit 4 Stunden ist das so lang wie 1 x Tatort + 1 x Sprachkurs oder 1 x Yoga + 1 x Kino oder 1 x Fußball + 1 x Theater. Und mindestens die Hälfte davon sollte in der Arbeitszeit stattfinden. Das ist doch nicht zuviel, oder? Wenn man Attraktivität heute und in Zukunft als Ziel hat.

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