Die Schule als Startup

Die Clean Code Developer School (CCDS) zu gründen, ist für Stefan und mich ein Experiment. Mit der Idee sind wir in der einen oder Form schon einige Jahre schwanger gegangen… doch jetzt hat uns ein Erlebnis bei einem Training den entscheidenden Impuls gegeben:

Nach 7 Tagen Clean Code Developer inhouse Training mit 8 sehr motivierten Entwicklern, das viel Spaß gemacht hat, sind wir nämlich vor eine Wand gelaufen. Die Wand der Realität des Tagesgeschäftes. Alles lief flüssig während des Trainings, alle hatten große Lust, etwas zu lernen. Doch auf die Frage, wie man denn das Gelernte nach dem Training weiter üben und ins Projekt einfließen lassen wolle… da waren die Teilnehmer ratlos. Sie hatten keinen Plan dafür und konnten sich nur schwer vorstellen, konsequent jede Woche zu üben.

Das war sehr frustrierend für uns. Wir wollen Trainings ja nicht irgendwie für die Kohle absitzen, sondern etwas bewirken. Es macht uns Freude zu sehen, wenn anschließend die Softwareentwicklung besser von der Hand geht.

Leider mussten wir wieder feststellen, dass dieses Ziel mit dem üblichen Trainingsformat nicht zu erreichen ist. Für Technologietrainings mag das noch eher gehen, für Methodentraining funktioniert es jedoch nicht. Da ist nicht zu erwarten, dass nach den Trainingstagen der Lehrstoff sitzt und nur noch angewendet werden muss. Er ist vielmehr weiter zu üben und die Ergebnisse sind zu überprüfen. Wenn dafür im Tagesgeschäft notorisch aber nicht der Raum ist, ist das Training vergebens.

Wir sehen das nun nicht mehr als Problem der Entwickler, sondern als Problem des Trainings. Ein Training darf sich nicht der Tagesgeschäftrealität seiner Teilnehmer verschließen. Wenn die so ist, dass Üben nicht stattfinden kann, dann muss sich das Training ändern. Das versuchen wir nun mit der CCDS. Ob das klappt, ob das bei den Unternehmen und Entwicklern ankommt, müssen wir abwarten.

Beispiel ist für uns der lernende Umgang mit anderen Disziplinen, sei es Sport, Ernährung, Präsentieren. Überall wird kontinuierlich gelernt. Jede Woche ein paar Stunden zusammen mit anderen, darüber hinaus vielleicht noch allein zuhaus. Fitnessstudio, Weight Watchers, Toastmasters wissen, dass sich das gesteckte Ziel nicht mit 2-5 Tagen Kursus erreichen lässt. So funktioniert persönliche Veränderung einfach nicht. Unzählige weitere Beispiele lassen sich finden.

Nur die Softwareentwicklung glaubt, dass sie der noch größeren Flut an Neuerungen im Vergleich zu anderen Disziplinen Herr wird, indem sie am besten gar nicht mehr lernt, nachdem eine „Grundausbildung“ abgeschlossen wurde. Oder wenn schon lernen, dann möglichst kurz und zwischendurch.

Daran glauben wir nun nicht mehr. Das Thema ist durch für uns. So geht es nicht. Weiter zu machen wie bisher, wäre Heuchelei.

Die Herausforderung ist nun, diese Erkenntnis in ein Produkt zu überführen. Das versuchen wir mit der CCDS.

Wir wissen grob, was wir wollen, wo wir einen Bedarf sehen. Aber wie genau dieses Ziel erreichen… das müssen wir ausprobieren. Wir fangen deshalb mal mit einer Idee für Format und Preisgestaltung an – und schauen, wie sich das anlässt. Schön, wenn es funktioniert. Aber wenn nicht, dann drehen wir an irgendeiner Schraube, die uns das Feedback nahelegt.

Die CCDS geht also ganz bewusst einen anderen Weg. Sie ist kein „me too“-Produkt, sondern der Versuch, das Lernen in der Softwareentwicklungsbranche neu zu erfinden.

Dadurch wollen wir bisherige Formate nicht per se ersetzen. Auch ein 3-Tage Training hat seinen Sinn. Auch ein Coding Dojo Abend im Kreise von Community-Kollegen hat seinen Sinn. Aus unserer Sicht fehlt jedoch ein entscheidender Baustein zur deliberate practice und zum nachhaltigen Lernen. Den wollen wir mit der CCDS liefern.

Wir sind gespannt, welches Ergebnis unser Startup-Experiment liefert. Vielleicht machen Sie ja mit. Wir freuen uns auf Ihr Feedback.

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